


Verbands-Neuigkeiten
Verband23. Mai 2023Am 22.Mai 2023 wurde im bayrischen Landtag, das Team des SmF Kempten mit dem ersten Platz des Bayerischen Integrationspreises 2023 ausgezeichnet. Die Verleihung umfasste das Motto „Integration in der Freizeit – gemeinsame Hobbys verbinden“ und zählte insgesamt 97 beworbene Projekte sowie ein Gesamtpreisgeld von rund 9000 Euro.
Die Bayerische Integrationsbeauftragte Gudrun Brendel-Fischer, Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann und Landtagspräsidentin Ilse Aigner überreichten die Ehrung an Ayla Inan, Fatma Meryem Ünal und Jana Autor vom Sozialdienst muslimischer Frauen Kempten e.V. Zudem gratulierten auch Vizepräsident Markus Rinderspacher, Vizepräsident Thomas Gehring, Präsidiumsmitglied Gülseren Demirel sowie Vizepräsident Alexander Hold.
Beworben hatte sich der SmF Kempten mit dem Begegnungsprojekt „Mia san fit!“. Die Durchführung erfolgt seit 2021 unter der Trägerschaft des Sozialdienst muslimischer Frauen Kempten e.V.
Im Rahmen des Projekts werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Flucht-/Migrationsgeschichte zum gegenseitigen Austausch motiviert. Dies erfolgt unter Ausübung unterschiedlicher Sportarten im geschützten Raum. Der Sozialdienst muslimischer Frauen Kempten schafft dadurch inklusive und integrative Angebote im Freizeit- und im natursportlichen Bergsport. Mit dem Ziel, eine interkulturelle Öffnung im örtlichen Vereinsleben, im Sport selbst und in der Gesellschaft zu bewirken.
Jährlich wird der Bayerische Integrationspreis an Projekte und Initiativen vergeben, die helfen, die Integration von dauerhaft bleibeberechtigten Menschen in unserer Gesellschaft zu fördern.
Der SmF-Bundesverband gratuliert den Vorstand sowie die haupt- und ehrenamtlich Mitwirkenden der SmF-Kempten und wünscht sich mehr Sichtbarkeit des muslimischen Ehrenamts in allen Ebenen.
Das Video zum Projekt: Hier [...]
Verband23. Mai 2023Zum Gedenktag an den 30. Jahrestag nach dem Brandanschlag in Solingen, lud das Netzwerk der Düsseldorfer Integrationsagentur am Dienstag, 23. Mai 2023 ein.
Unter den eigeladenen Gästen befanden sich die Enkelkinder und Geschwister Can und Özlem Genç. Die Ausschnitte des Films „93/13 – 20 Jahre nach Solingen“ von Mirza Odabaşı und Erinnerungen von Özlem Genç sorgten für emotionale Momente. Vorstandsvorsitzende Ayten Kılıçarslan berichtete über die politische und gesellschaftliche Situation der 90er-Jahre wie folgt:
Die Lehren aus Solingen aus der Perspektive einer weisen anatolischen Frau Mevlüde Genç „Wo Liebe und Respekt sind, findet das Böse keinen Halt. Liebe lässt Menschen leben.“
Um die Haltung Mevlüde Gençs und die Auswirkungen des Solinger Attentats auf die Opfer, türkischstämmiger Menschen in Deutschland und auf den politischen Diskurs zu verstehen, müssen wir den Hintergrund der damaligen Atmosphäre in den 1980er und 90er-Jahre kennen.
Damals vergifteten Wahlkampfthemen rund um Menschen mit Migrationsgeschichte sowie Integration und Assimilation die gesamte Stimmung im Land. Diese Stimmung schürte eine Atmosphäre des Hasses welche die Ausübung von Gewalt gegen Zugewanderte als Folge hatte. Inhalte von Wahlkampagnen sowie der Populismus in den Medien mit den Überschriften wie „das Boot ist voll“ waren besorgniserregend und ein ernsthafter Multiplikator rechter Stimmung. Die Folge waren Brandanschläge, Gewalt und Attentate gegen Zugewanderte. Ein Beispiel war der rechtsmotivierte Brandanschlag in Schwandorf im Dezember 1988 welcher vier Menschen das Leben kostete. Weiter starb im November 1990ein fünfjähriges Kind im bayerischen Kemptendurch einen Brandanschlag, der erst Ende 2020 offiziell als Attentat von Rechtsextremen anerkannt wurde. Das Schlimme war, wir selbst wussten, dass all dies gezielte Anschläge gegen Türken, Muslime und alle Fremde waren, aber man suchte so wie es später beim NSU-Opfer der Fall war, die Schuldigen erst unter den Opferfamilien oder sah keinen weiteren Handlungsbedarf. Bei dem Brandanschlag im November 1992 in Mölln verstarben weitere drei Menschen. Bis die Polizei die Täter ermitteln konnte, galt der Familienvater selbstals Verdächtiger.
Weder die Brandanschläge oder Ausschreitungen vor den Asylantenheimen noch die Attacken auf der Straße fanden ein Ende. Alle waren besorgt und fragten uns was als nächstes kommen würde. Die Lage war außerordentlich angespannt. Genau in dieser Zeit in der Nacht vom 29. Mai 1993 geschah der Brandanschlag in Solingen. Mein Sohn war fast vier und meine Tochter 18 Monate alt. Sie waren Frühaufsteher, insbesondere wenn wir Besuch hatten. So erfuhren wir am Morgengrauen im Radio über den Brand in Solingen. Für mich und meinen Mann war es klar. Wir ahnten ohne genauere Details zu kennen, dass es sich wieder um eine ausländische Familie handeln musste. Das war in unmittelbarer Nähe und wir hatten den Drang mit unserem Besuch schnell hinzufahren. Unterwegs im Auto versuchten wir im Autoradio mehr über die Tat zu erfahren. Als wir in Solingen ankamen, folgten wir dem dichten Verkehr rund um die Polizeifahrzeuge. Als wir auf der Untere Wernerstrasse ankamen, war die Straße voll mit Menschen und Einsatzfahrzeugen. Viele der Anwesenden waren tief erschüttert und weinten. Auch junge Menschen mit Transparenten waren zu sehen und einige mit türkischen Fahnen. Es war erstaunlich, wie schnell die Menschen sich versammelten. Es waren Jugendliche, die wir ansonsten nicht direkt als Türk:innen identifizieren würden oder als Traditionelle oder als Nationalbewusste einordnen würden. Sie waren wütend, sie waren frustriert, sie waren beängstigt, sie waren traurig, so wie ich eben auch, mit vollen gemischten Gefühlen. Ich habe sie als Protestjugend wahrgenommen. Sie waren nicht deshalb vor Ort, weil sie auf Krawall aus waren, sondern sie wollten sich nach so vielen Toten und so vielen Verleumdungen, nach so viel Hass und Hetze, nach so viel Ignoranz und so vielen Straftaten zur Wehr setzen. Denn alleine im Jahr 1993 verübten in ganz Deutschland Rechtsextreme 6.721 Straftaten gegen „Ausländer“. Also 18,4 Straftaten pro Tag. Und die Straftaten gegen Behinderte, Linke und jüdische Gemeinden sowie nicht registrierte waren in dieser Zahl nicht eingerechnet. Solingen war für alle ein Wendepunkt. Ein Anlass, um ein Zeichen zu setzen und nicht mehr still zu sein. Das war der Zeitpunkt Dampf abzulassen. Solingen löste zugleich eine identitätsstiftende Welle aus. Jugendliche, die sich bis dahin nicht unbedingt als Türk:innen oder Ausländer empfunden hatten und unauffällig waren, gingen sichtbar als Türk:innen auf die Straße. Sie trugen türkische Fahnen auf der Stirn, am Hals oder um die Hüfte. Damals war es unüblich, türkische Fahnen als Kleidungsstücke insbesondere um die Hüfte zu tragen. Zum Erstaunen las ich dennoch später in den Medien, dass es sich um rechts orientierte türkische Jugendliche handeln würde. Somit wurden sie mit rechtsextremen Gewalttätern gleichgestellt und eine angebliche Ausgewogenheit geschaffen.
Überall in Deutschland spürte man Spannungen, die nur einen Funken bräuchten und es könnte überall eskalieren. Neben dem damaligen Ministerpräsident Johannes Rau übernahm hierzu Mevlüde Genç durch ihre Botschaften eine besänftigende Rolle. Rau war ein wichtiger Akteur, aufgrund seiner sensiblen politischen Haltung gegenüber Rechtsextremen und konnte seine Betroffenheit öffentlich zum Ausdruck bringen. Das Kanzleramt des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl hingegen zeigte diese sensible Haltung nicht und sprach von „Beileidstourismus“.
Deutschland lernte Mevlüde Genç nach dem schrecklichen Brandanschlag kennen. Sie war eine von vielen Zehntausend unsichtbaren Frauen, die unter uns lebten. Sevinç Yeşiltaş beschrieb sie wie folgt, als sie Mevlüde Genç in ihrer Dokumentation vorstellte; „Eine in ihrem Dorf als eine gewöhnliche Bäuerin, die niemand kennt, wurde in Deutschland eine muslimische Friedensbotschafterin, in deren Namen ein Friedenspreis verliehen wird.“ Ihr besonderes Auftreten in der Öffentlichkeit nach dem Brandanschlag hat sie in den Fokus gerückt und die wahre Größe, die sie in sich trug, zutage getragen. Über Nacht wurde sie das Gesicht der Menschen, die in den 90er-Jahren unter der verbreiteten Ausländerfeindlichkeit gelitten haben. Trotz ihrer Verluste verlor sie nicht ihre Fassung. Durch ihre besonnene Art war sie maßgeblich daran beteiligt, dass die angespannte Situation nicht eskalierte.
Als die Delegation die Familie Genç bei der Überführung der Opfer in die Türkei nach Amasya begleitete, sagte Mevlüde Genç beim Aussteigen aus dem Bus zu den versammelten Menschen in der Türkei: „Ich komme als Mutter, mein Schmerz ist groß. Ich habe hier auch deutsche Gäste. Ich möchte nicht, dass ihr ihnen gegenüber irgendwelchen negativen Reaktionen zeigt. Sie sind gekommen, um an unserer Trauer teilzuhaben. Lasst uns unsere Verstorbenen ohne Missgunst bestatten.“ Überall, wo sie Wut spürte, versuchte sie präventiv vorzugehen. Diese Gefasstheit wahrte sie auch, bis zum Ende der Gerichtsverhandlungen, die mit dem Urteil am 13. Oktober 1995 ihr Ende fanden. Sie konnte nur nicht den Tätern verzeihen. Sie sagte unermüdlich: „Lasst uns das Feuer des Rassismus, der Boshaftigkeiten und der Ausgrenzungen nicht befeuern. Wenn es aus dem Ruder läuft, verbrennt es uns alle.“
„Ich hege keinen Hass in mir. Ich unterscheide Menschen nicht danach, ob sie wohlhabend oder arm sind. Allah soll jeden reichlich bescheren. Wenn es meinem Mitmenschen gut geht, geht es mir auch gut. Wir sollen uns gegenseitig lieben.“ Seit dem ersten Tag an, hat sie ihren Schmerz in sich begraben und appellierte unermüdlich, wie als eine Friedens- und Toleranzbotschafterin, für Frieden, Freundschaft und Brüderlichkeit, Toleranz und Geduld, gegenseitigen Respekt und Liebe. Aufgrund dieser Bemühungen gilt sie als Vorbild für Verständigung und Versöhnung. Wegen ihres Beitrags zu einem friedlichen, vorurteilsfreien und angstfreien Zusammenleben ist Mevlüde Genç auch international mehrfach ausgezeichnet worden. Bei ihrer Rede anlässlich der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1996 sagte sie: „Ich bin nicht hergekommen, um eine Auszeichnung oder Medaille entgegenzunehmen. Ich bin gekommen, um euch ein Hauch Liebe, Geschwisterlichkeit und Freundschaft zu geben.“ Diese Botschaften hat sie immer wieder mit anderen Worten wiederholt. Wenn ein leidender Mensch so liebevoll über ihr Verhältnis zu Deutschland spricht, ist es kaum möglich, für die anderen in ihrem Namen Vergeltung zu verlangen. Sie hat auch diejenigen, die auf Vergeltung appellierten keine Aufmerksamkeit geschenkt. Sie sagte, „Liebe vernichtet alles Böse im Menschen. Wo Liebe und Respekt sind, findet das Böse keinen Halt. Liebe lässt Menschen leben, aber Hass tötet!“
Ihre Worte zu Barmherzigkeit ähneln den Weisheiten des türkischen Dichters und Mystikers Yunus Emre aus dem 13-14. Jahrhundert. Sie zitierte ihn; “Ich liebe die Geschöpfe aus Liebe zum Schöpfer heraus“ oft und sagte „das Leben ist vergänglich und dauert nur wenige Tage, wir sind hier nur zu Gast auf Erden. Wir müssen jeden Menschen, den Gott erschaffen hat, respektieren! Wir müssen uns gegenseitig wertschätzen! In dieser vergänglichen Welt müssen wir lernen, menschenwürdig zu leben. Wir können einander nicht alles geben, aber zumindest Liebe schenken. Lasst uns gemeinsam wie Geschwister, wie Freunde leben.“ Sie beschrieb ihre Gefasstheit folgend: „Ich habe nachts geweint, tagsüber meinen Kindern ins Gesicht gelacht. Damit sie nicht traurig werden und in ihren Herzen hassen.“ Über ihr Leid hat sie im Privaten kaum sprechen wollen. Sie sagte, „wir versuchen es nicht zu thematisieren und zu umgehen. Denn je mehr wir darüber sprechen, desto intensiver wird unser Schmerz. Besonders als die Kinder noch jünger waren, haben wir ein offenes Gespräch eher gemieden und wollten den Schmerz nicht lebendig halten und den Enkeln eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen. Unsere Enkel haben von ihrem Umfeld erfahren, was damals passiert ist.“ Sie wusste, dass die Angst, schwer zu besiegen wäre, wenn die Menschen keine übergeordneten Ziele haben. In diesem Sinne war Mevlüde Genç eigentlich eine Wegweiserin. Sie hat durch ihre Haltung, dass sie trotz allem in Deutschland geblieben und das Land als ihre Heimat erklärt hat, dazu beigetragen, den Mutlosen Mut und den Hoffnungslosen Hoffnung zu geben. Durch ihre Haltung stärkte sie das ins Schwanken geratene Vertrauen in den deutschen Rechtstaat. Johannes Rau spielte als Ministerpräsident damals dabei eine entscheidende Rolle. Er war nämlich von Anfang an bei der Familie und hat sie nicht allein gelassen. Das hat der Familie auch Mut gegeben. Mevlüde Genç versuchte selbst eine Brücke zwischen beiden Ländern zu schlagen. In der Türkei sagte sie, „auch Deutschland ist meine Heimat“. Sie hat sich nicht verstellt und sagte nicht, was die Menschen von ihr hören wollten, sondern sagte das, was sie im Herzen trug. Deshalb war sie auch authentisch und glaubwürdig.
Die Stadt Solingen und die Politiker:innen versuchten der Familie beizustehen und damit das Signal zu geben, dass sie gegen Hass und gegen Hetze sind. Ein Signal zu geben, dass sie die Bemühung von Frau Genç wertschätzen und teilen. Es wurde ein Gedenkort mit Hilfe der Jugendhilfe-Werkstatt eingerichtet. In dieser Werkstatt schlugen junge Erwachsene zusammen mit Schülern Namen in Aluminiumstreifen, die dann auf einen Stahlring genietet und anschließend an das Mahnmal geschweißt wurden. Der Gedenkort ist Jahr für Jahr gewachsen, auch nach 30 Jahren kommen neue Ringe hinzu: von Menschen, die mit ihrem Namen gegen Rechtsextremismus und Rassismus stehen wollen. Insgesamt sollen es inzwischen mehr als 7000 sein.
Ob das Hakenkreuz so sichtbar bleiben soll oder doch durch die Ringe verdeckt werden sollte ist die Frage.
Ein weiteres kleines Denkmal steht an der Stelle, wo das verbrannte Haus mit der Hausnummer 81 stand. Als ich zuletzt bei der Trauerzeremonie vor dem verbrannten Haus stand, lief ich langsam an dem Grundstück entlang, an dem heute fünf Kastanienbäume stehen, stellvertretend für fünf Menschen. In fünf unterschiedlichen Größen, wie die verbrannten Opfer Gürsün İnce (1965), Hatice Genç (1974), Gülüstan Öztürk (1981), Hülya Genç (1984) und Saime Genç (1988).
Trotz der Kastanienbäume empfindet man eine große bedrückende Leere. Diese Leere steht für so viel Leid und Trauer. Ein mehrstöckiges Haus, eine mehrköpfige Familie wurden einfach ausradiert. Das Haus mit der Nummer 81. Die Familie Genç. Nach dem Gebäude mit der Nummer 79 folgt 85. Ein Sprung, der die Lücke so belanglos zurücklässt, fast unbedeutend. Ich sehe in die Leere vor mir und denke ein Museum, ein größeres Mahnmal muss hier stehen. Mit den Erinnerungen an Mevlüde Genç übernimmt mich ein Gefühl tiefster Trauer an diesem Ort. Ich kannte sie nicht nur flüchtig, sondern auch persönlich. Ich hatte die Überlebenden kennengelernt. Sie, ihren Mann und ihre Familie, die Schwiegertochter und den Sohn Bekir Genç, der selbst mit über 30 Operationen die Spuren dieser Tat trägt und deswegen noch heute nicht oft in der Öffentlichkeit gesehen werden will. Mevlüde Genç sagte einmal „Ich bin die Pflegerin meines verbrannten Sohnes Bekir“. Sie war unglücklich, aber sprach meist nicht davon. Konnte kaum schlafen. Vermisste ihre Liebsten und konnte nicht vergessen, wie sie vor dem Fenster standen und nach unten gerufen haben: “Mama rette uns”. Als sie sich gerettet hatte, dachte sie nämlich ihre Kinder wären bereits unten. Sie durfte danach nicht mehr nach oben und kann seitdem diese Bilder nie vergessen. Ihre Schwiegertochter, die Mutter ihrer Enkelkinder, wacht seit 29 Jahren jede Nacht nachts um drei auf. Was für ein Leid. Deshalb konnte Mevlüde Genç nie richtig lachen. Es war fast 30 Jahre her und immer noch sah man bei einem Lächeln die tiefe Trauer in ihren Augen. Ich frage mich, wieso dieses Mahnmal, ein kleiner Stein so klein, so unsichtbar ist. Obwohl die Spuren des rassistischen Brandanschlags und Attentats sowohl bei Familie Genç als auch in der Gesamtgesellschaft tiefe Wunden hinterlassen haben. Obwohl die Spuren bei Menschen, die aus anderen Ländern gekommen sind und hier in Deutschland ein friedliches Zusammenleben wollten, Angst geschürt haben. Obwohl die Spuren bei Menschen, die inzwischen Teil des Landes geworden sind, die 30 Jahre das Leid mit sich getragen haben, die mit Rassismus und Diskriminierung 1zu1 in Berührung kamen, scheinbar unüberwindbare Barrieren gebildet haben. Dieser Teil der Menschen wird sich immer daran erinnern, auch wenn die neue Generation, die nachkommt kaum etwas erfahren wird. Denkmäler sind wichtig für diese Generation. Für die Generation, die hier lebt und ihre Zukunft hier aufbauen möchten. Es ist wichtig und ihr Recht zu erfahren, was geschehen ist und wie solche Attentate die Gesellschaft spalten können und wie das Zusammenleben dennoch funktionieren kann.
In diesem Sinne möchte ich meinen Input mit den Worten und dem Vermächtnis von Mevlüde Genç beenden, die sie zuletzt in einem Gespräch mit meinem Mann an uns richtete:
“Sagt euren Kindern nicht böses. Liebt eure Kinder sehr. Wir müssen unsere Kinder gut erziehen, mit ihnen reden und ihnen von unseren Lebenserfahrungen erzählen. Wir müssen lernen, menschenwürdig zu leben und Menschen zu lieben. Liebe lässt Menschen leben, Hass tötet. Lasst uns wie Geschwister, wie Freunde miteinander leben.“ Dann beendete sie ihr Appell mit einem Vermächtnis: „Ich würde mich über den Bau eines Museums, das den Mordanschlag in Solingen stets in Erinnerung hält, sehr freuen.“ [...]
Verband19. Mai 2023Die mehrfache Staatsbürgerschaft nimmt vielen Menschen die Last, sich für Deutschland oder das Ursprungsland zu entscheiden. Insbesondere wenn diese Menschen seit vielen Jahren in Deutschland leben, sich für die Gesellschaft engagieren und Deutschland als ihre Heimat wahrnehmen.
Wir, der Sozialdienst muslimischer Frauen, sehen diese Änderungen als Zeichen der Wertschätzung der Menschen, die seit mehreren Generationen hier beheimatet sind und als Förderung ihrer politischen Partizipation und echten Teilhabe. Die Bundesvorsitzende des Sozialdienst muslimischer Frauen Ayten Kılıçarslan, sagte bereits dazu: „Wir begrüßen das Vorhaben der Regierung und sehen darin das bisherige Engagement von Menschen, die sich für das Leben in Deutschland entschieden haben und Deutschland als Heimat sehen bestätigt. Diese Menschen sollen nicht länger vor eine Entscheidung gestellt werden, sich von ihrem Ursprungsland emotional zu trennen oder diesem den Rücken zu kehren. Wir leben in einer Welt der Vielfalt. Die Loyalität eines jeden Einzelnen darf nicht länger allein am Besitz des deutschen Passes gemessen werden.“ [...]
Verband1. Mai 2023Unsere Patin des Monats April 2023 “Badra Grada”.
Badra Grada kam durch eine Familienzusammenführung nach Deutschland. Über ihre erste Zeit in Deutschland berichtet sie wie folgt: „Hier war alles anders als in meinem Heimatland. Die Menschen, die Sprache, die Kultur, die Religion. Ich habe mich einsam gefühlt.“
2018 lernte Badra das Patenschaftsprojekt „PPQ*“ kennen und begann neue Kontakte zu knüpfen. Dadurch lernte sie nicht nur neue Freunde kennen, sondern auch ihren sozialen Raum, die Stadt Freiburg, und dessen Strukturen. Nach und nach begann Sie Deutsch zu lernen und erlangte das B2 Zertifikat. Mittlerweile spricht Badra dank der Sprachpraxis auf sehr hohem Niveau und ist seit 2019 selbst Patin von mehreren Frauen. Diese begleitet sie zu allen PPQ- Veranstaltungen und Informationsschulungen. Badra bildet sich stetig weiter und fungiert seit 2021 auch als Elternmentorin. Dabei unterstützt sie Eltern mit Migrationsgeschichte, sich im Schulsystem besser zurecht zu finden. Für Badra war PPQ eine Bereicherung: „Durch das PPQ-Projekt fühle ich mich in Deutschland wie zu Hause und schaffe es, dass sich auch meine Mentees hier beheimatet fühlen. Was will ich mehr.“
Liebe Badra, herzlichen Dank für dein wertvolles Engagement und deinen großartigen Einsatz.
*PPQ ist die Abkürzung des laufenden Projektes in der Trägerschaft SmF-Bundesverband und bedeutet Patenschaft-Praxis-Qualifizierung – Tandemteams für Demokratie und Vielfalt.
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Verband21. April 2023Liebe Freund:innen, Liebe Weggefährt:innen,
wir wünschen ein gesegnetes Ramadanfest!
Als Ramadan vor einem Monat begann, kündigten wir an, dass wir an diesen Tagen noch stärker an die Bedürftigen, Hungernden und Leidenden denken werden. Hoffentlich konnten alle diese Versprechen für sich einlösen. Es gab Tage, da konnten wir die Zeit mit all seiner Spiritualität genießen. Wir haben unsere Herzen, Hände, Zungen und Augen vor dem Schlechten bewahren können. Wir konnten mit unserem ganzen Wesen fasten. Wir öffneten unsere Herzen und unsere Wohnungen an Iftar-Zeiten für Andere. Wir hoffen, dass unser Fasten in diesem Sinne angenommen wurde. Es gab aber auch schwere Tage, an denen wir hart arbeiten und Dinge zu Ende bringen mussten, ohne Rücksicht auf unsere Gesundheit aber mit Elan und Zuversicht, haben wir auch diese bewältigt. Also haben wir es auch verdient, beginnend ab morgen, drei Tage zu feiern. Wir werden versuchen direkt am Frühstückstisch mit der ganzen Familie beisammen zu sein. Aber weiterhin müssen wir an die Anderen denken, die dieses Glück nicht haben. Leider nicht. Und wir werden weiterhin spenden, mitfühlen und denjenigen gedenken in dem wir teilen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Gesundheit, Klarheit, Glück und Liebe.
Fröhliche und gesegnete Festtage!
Ramazan bayramınız kutlu olsun!
Eid Al-Fitr Mubarak!
Bajram Mubarak! [...]
Verband19. April 2023Nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,8 in Teilen Syriens sowie der Türkei, begann in den bundesweiten Standorten des Sozialdienst muslimischer Frauen, die Sammlung von Hilfen für betroffene Gebiete.
Neben diversen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die ihre Hilfe in Form von Kleider- und Materialspenden anboten, unterstützten auch die Mitgliedsvereine des SmF die Betroffenen im Erdbebengebiet mit finanziellen Mitteln. Diese konnten aus Aktionen wie Kuchenverkäufe in den Standorten SmF Freiburg e.V. sowie SmF Kempten e.V. ermöglicht werden. Allein im Mitgliedsverein des SmF Freiburg realisierte sich damit eine Spende in Höhe von 25 Tonnen Hilfsgütern, welche vom Verein selbst im Erdbebengebiet verteilt wurde.
In den Ballungsgebieten der Erdbebenregion versorgten lokale und internationale Hilfsorganisationen Menschen, welche die Zeltstädte aufsuchten mit Grundnahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern. Allerdings konnten von dieser akuten Nothilfe, Personengruppen aus abgelegenen Gebieten, Bauern mit Tieren, Menschen mit hohem Alter, mit Krankheit oder sonstigen Benachteiligungen nicht profitieren und fanden dadurch nur erschwert Zugang zur Überlebenssicherung.
Die Mitarbeiter:innen aus Freiburg S. Awad, D. Kocatürk und M. Awad, türkisch- und arabischsprachig, reisten auf eigene Kosten in betroffene Gebiete um Adana und halfen vor Ort unter anderem durch freiwilligen Einkauf, Logistikplanung sowie psychologische Betreuung. Durch ihre Präsenz in der Region konnten sie gewährleisten, dass die gesammelten Spendenbeiträge und die dadurch entstandenen Hilfsgüter tatsächlich und besonders in entlegene Gebiete gebracht wurden. Diese Hilfsgüter umfassten Notfallpakete mit Hygieneartikeln, Lebensmitteln sowie Spielsachen welche für vier-Personen-Haushalte zusammengestellt und auf einen Versorgungszeitraum von zwei Monaten berechnet wurden.
Leider konnten die syrischen Gebiete nicht beliefert werden, zu groß sei die Gefahr, nicht mehr ausreisen zu können, so M. Awad, der dafür sorgte, dass syrische Familien in der Türkei dennoch ein Hilfspaket erhielten. M. Awad betont: „Es war wirklich herzergreifend, wie tapfer die Menschen sind. Sie bauen wieder auf, in der Kälte ohne ausreichende Winterkleidung, ohne Zeit zu haben, ihre Verluste zu betrauern, die nahezu jede Familie betreffen. Wir wollen die Spendenbereitschaft aufrechterhalten, die Not und der Bedarf ist zu groß, als das wir jetzt aufgeben, wo die Menschen mit dem Aufbau beschäftigt sind und ihre Arbeit verloren haben oder ihr nicht nachgehen können, da sie umziehen mussten oder verletzte Verwandte pflegen müssen.“
Im folgenden BZ-Talk berichtet Şenay Awad, Vorstandsvorsitzende vom Sozialdienst muslimischer Frauen Freiburg mehr über die Erlebnisse im Erdbebengebiet.
(203) Von Freiburg ins Erdbebengebiet: Zwei Menschen aus Südbaden organisieren Hilfstransporte – YouTube
Am 20.04.2023 findet ein Benefizabend in Freiburg statt, auch eine Crowdfundingkampagne wurde gestartet, um den Opfern dieser Naturkatastrophe weiterhin beistehen zu können.
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Verband6. April 2023Ramadan, Ostern, Pessach – drei Religionen gedenken in diesen Tagen zur gleichen Zeit. Auch im vergangenen Jahr lagen Ostern, Ramadan und das Pessachfest nahe beieinander.
Alle Religionen eint der Gedanke des Friedens. Gemeinsame Feierlichkeiten wie diese sind ein wichtiges Zeichen für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.
Wir wünschen schöne und erholsame Feiertage! [...]
Verband23. März 2023Weltweit hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Unsere Bundesvorsitzende Ayten Kılıçarslan sendet allen Muslim:innen in Deutschland eine Grußbotschaft: “Wir denken an diesen Tagen noch stärker an die Bedürftigen, Hungernden und Leidenden. Möge Allah an diesen gesegneten Tagen, unsere Herzen, Hände, Zungen und Augen vor dem Schlechten bewahren. Ich rufe euch alle auf, mit eurem ganzen Wesen zu fasten. Achtet stärker auf euch und auf andere. Seid großzügiger und geduldiger. Meldet euch bei denen, von denen ihr lange nichts mehr gehört habt. Und vergebt jenen, die euch verletzt haben. Möge euer Fasten angenommen werden!”
Wir wünschen allen Muslim:innen eine gesegnete, gewaltfreie und gesunde Fastenzeit. [...]
Verband8. März 2023Als SmF-Bundesverband haben wir uns gemeinsam mit dem Ortsverein Köln am 07. März 2023 an der weltweiten Frauenprotestbewegung der Europäischen Organisation für Integration beteiligt und gegen Geschlechter-Apartheid in Afghanistan demonstriert. Der Protestmarsch, welcher anlässlich des Internationalen Frauentages bereits am 5. März in Berlin begonnen hat, ist eine starke Stimme für die Welt, damit Frauen in Afghanistan inmitten der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen nicht vergessen werden.
Frauen in Afghanistan sind vom Berufsleben ausgeschlossen, dürfen nicht zur Schule gehen und werden von jeglicher Bildung und Entwicklung abgeschnitten. In Afghanistan gibt es für Frauen keine Freiheiten. Im Rahmen unseres Präventionsprojektes haben wir 2023 ein neues Maßnahmenpaket geschnürt, mit welchem wir gezielt afghanische Frauen und Mädchen in ihrer gesellschaftlichen, sozialen und politischen Teilhabe an unserer pluralistischen Gesellschaft unterstützen. Wir beschäftigen uns bundesweit an zehn Standorten mit der Lage, der Geschichte und den Herausforderungen afghanischer Frauen, um ihre Situation besser verstehen zu können.
„Frauen sind stark. Wir müssen sie nicht stark machen. Wir müssen sie nur manchmal auf ihre Stärken aufmerksam machen. Das ist unser Ziel. Indem wir voneinander wissen und uns gegenseitig unterstützen, können wir gemeinsam in Solidarität die Welt verändern“, rief Halide Özkurt, stellvertretende Vorsitzende des SmF-Bundesverbandes und Leiterin des Projektes „Frauen stärken Frauen“ im Rahmen ihres Wortbeitrages bei der Kundgebung am Roncalliplatz in Köln.
Unsere Solidarität gilt den Frauen in Afghanistan, die sich zusammengeschlossen haben und für ihre Forderungen nach politischer und sozialer Teilhabe kämpfen.
Das Präventionsprojekt “Frauen stärken Frauen” (FsF) wird gefördert von der Bundesbeauftragten für Integration, Migration und Flüchtlinge und Bundesbeauftragten für Antirassismus und bundesweit an insgesamt zehn Standorten des SmF-Bundesverbandes durchgeführt und umgesetzt.
Hier geht es zur Aufzeichnung der Kundgebung. [...]
Verband8. März 2023Am Internationalen Frauentag und darüber hinaus, fordern wir vom SmF-Bundesverband Gerechtigkeit!
Das Kampagnenthema des diesjährigen Internationalen Frauentages lautet #EmbraceEquity und zielt darauf ab, darüber zu sprechen, warum Chancengleichheit nicht genügt und mehr Gerechtigkeit erforderlich ist. Vor unserem Schöpfer sind wir Menschen gleichwertig und vielfältig. Die Vielfältigkeit ist fest verankert in unserem Geschlecht, unserem Aussehen und unseren Fähigkeiten. Wir alle tragen Verantwortung für unser Handeln, für unsere Mitmenschen und für unsere Umwelt. Wir können das Gleichgewicht unserer Umwelt aufrechterhalten und die natürliche Umwelt für alle Lebewesen erhalten. Wir können mehr Gerechtigkeit schaffen und damit auch mehr Lebensqualität und mehr Sicherheit.
Dennoch sind wir uns bewusst, dass gerade Frauen noch immer nicht gleichberechtigt und fair behandelt werden:
Noch immer arbeiten Frauen in schlecht bezahlten Berufen oder erreichen seltener eine Führungsposition.
Noch immer erhalten Frauen ein geringeres Gehalt, obwohl ihre Tätigkeit, ihr Bildungsweg und ihre Erwerbsbiografie gleichwertig sind.
Noch immer erleiden durchschnittlich 13 Frauen pro Stunde Gewalt in ihrer Partnerschaft.
Noch immer wird Frauen in einigen Gesellschaften das Recht auf Selbstbestimmung verwehrt.
Noch immer sind Frauen die Leidtragenden in den Bereichen Flucht und Migration
Und: noch immer sind Frauen Spielball kultureller und religiöser Konflikte.
Um gegen diese Ungerechtigkeiten vorzugehen, fokussieren wir uns auf unsere Stärken und Fähigkeiten und nehmen uns der Verantwortung an, stets gerecht zu Handeln. Wir alle können Gerechtigkeit annehmen. Aber: Gerechtigkeit ist nicht nur etwas, worüber wir schreiben oder zu dem wir aufrufen. Es ist etwas, worüber wir nachdenken und was wir annehmen müssen. Gerechtigkeit bedeutet, eine integrative Welt zu schaffen und das, für alle Frauen.
Jede:r von uns kann etwas zur Gerechtigkeit beitragen. Wir alle können Geschlechterstereotype in Frage stellen, Diskriminierung anprangern und auf Vorurteile aufmerksam machen. Die Gleichstellung der Geschlechter beschränkt sich dabei nicht nur auf die Beteiligung von Frauen. Jede:r Verbündete ist wichtig für die soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politische Unterstützung von allen Frauen. Denn: Nur gemeinsam können wir die positiven Veränderungen herbeiführen, die wir uns wünschen. [...]
Verband23. Februar 2023Am 22. Februar 2023 traf sich unsere Bundesvorsitzende, Ayten Kılıçarslan gemeinsam mit Vertreter:innen der neue deutsche organisationen und Migrant:innenorganisationen zur Gesprächsrunde mit Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
In Berlin hatten die teilnehmenden Organisationen die Gelegenheit, dem Bundesministerium für Familie, Frauen und Senioren (BMFSFJ) ihre Arbeitsbereiche zu präsentieren und ihre Anliegen vorzulegen. “Wir wollen vor allem aber nicht ausschließlich die muslimischen Frauen und auch die Muslim:innen und Migrant:innen mit ihren Interessen und ihrem Engagement sichtbar machen. Oftmals wird ihnen die Chance verwehrt, verantwortungsvolle Aufgaben in der Wohlfahrtspflege zu übernehmen. Für diese Zielgruppen brauchen wir nachhaltige Strukturen”, sagte Kılıçarslan.
Die Deutsche Islam Konferenz (DIK), zu dessen Mitgliedern auch das BMFSFJ gehört, hatte 2015 einige wichtige Prozesse angestoßen. Umgesetzt und durchgeführt wurden seit dem unter anderem Integrationsprojekte mit Geflüchteten, wie das SUEM-DIK und das Empowermentprojekt zur Wohlfahrtspflege mit den DIK-Verbänden. “Die Prozesse laufen noch nicht ganz rund”, sagte Kılıçarslan. Die Bundesvorsitzende nannte beispielhaft die Gestaltung eines Wohlfahrtssystems in einer pluralen Gesellschaft, den Aufbau einer muslimischen Wohlfahrt und die Öffnung der bestehenden Strukturen. “Aus diesen Prozessen erfolgen Maßnahmen und Förderungen, die neu justiert und deren Zielrichtung überprüft werden müssen”, sagt Kılıçarslan und schloss sich mit dieser Aussage der Forderung von Paus an, die einen Paradigmenwechsel ankündigte und eine Neujustierung der bestehenden Maßnahmen avisierte. Im Rahmen des Bundesprogramms Menschen stärken Menschen hat der SmF seit 2018 über 6.600 geflüchtete und sozialbenachteiligte Menschen mit der Hilfe von mehr als 1.200 Ehrenamtlichen begleitet. “Wenn es dieses Bundesprogramm nicht gäbe, hätte es neben den zweckgebundenen Tätigkeiten keinen nachhaltigen Strukturaufbau geben können”, sagte Kılıçarslan. Die Bundesvorsitzende fordert, dass Menschen stärken Menschen verstätigt und solche Programme als Chance für Migrant:innenorganisationen gesehen werden, da diese die Gesellschaft aus einer anderen Perspektive gestalten.
Große Lücken und Problemfelder sieht Kılıçarslan beim Frauenschutz. Noch immer werden viele Frauen, die von Gewalt betroffen sind, über die bisher bestehenden Maßnahmen nicht erreicht. Diese brauchen besondere Konzepte und einen sensibleren Umgang mit ihren Lebensumständen. “In Deutschland gibt es mehr als 320 Frauenschutzhäuser, aber keines davon ist unter muslimischer Trägerschaft”, bemängelte Kılıçarslan. Die Bundesvorsitzende lobte indes den Aufbau neuer Antidiskriminierungsberatungsstellen für Migrant:innenorganisationen. “Bisher mussten wir die Antidiskriminierungsberatung nebenbei bewerkstelligen ohne Förderung. Wir hoffen daher, dass wir und auch andere Organisationen, die auch hier oftmals mehrere Zielgruppen gleichzeitig erreichen, endlich eine Förderung erhalten.” Kılıçarslan verwies an dieser Stelle auf die Notwendigkeit des intersektionalen Handelns. Die gesellschaftlichen Strukturen gelte es zu überprüfen, da nur so die gleichberechtige Teilhabe aller gewährleistet werden könne.
Seit mehreren Jahren arbeiten Organisationen wie der Sozialdienst muslimischer Frauen partnerschaftlich mit dem BMFSFJ zusammen, um die zahlreichen Vorhaben und Programme des Bundesministeriums in den Bereichen Demokratie- und Engagementförderung, Familien- und Gleichstellungspolitik, Wohlfahrtspflege sowie Kinder- und Jugendpolitik umzusetzen. Zu den zentralen Vorhaben, an denen die Bundesregierung arbeitet, gehören etwa die Verbesserung der Chancengleichheit und gesellschaftlichen Teilhabe, die Weiterentwicklung der Demokratie- und Engagementförderung sowie die Stärkung des Diskriminierungsschutzes.
Foto: Sebastian Rau [...]
Verband17. Februar 2023An diesem Tag gedenken wir Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz, Vili Viorel Păun.
Am 19. Februar 2020 wurde diesen Menschen das Leben genommen. Der Schmerz, den die Angehörigen seitdem verspüren, vergeht nicht. Auch wir fühlen uns mit ihnen und ihren Angehörigen verbunden und möchten etwas abgeben von unserer Kraft, damit Trauer und Wut gemeinsam getragen und die Erinnerungen lebendig gehalten werden.
Den Betroffenen wurde Gerechtigkeit versprochen, doch müssen sie noch immer nach Konsequenzen fragen. Der hessische Untersuchungsausschuss wird seinem Auftrag nicht gerecht. Ein Mahnmal für die Opfer gibt es bis heute nicht. Die Betroffenen haben selbst recherchiert und aufgeklärt.
Die öffentliche Gedenkstunde zum dritten Jahrestag des rassistischen Terroranschlags beginnt am Sonntag, den 19. Februar 2023, um 11.30 Uhr auf dem Marktplatz in Hanau.
An zahlreichen Orten finden am 19. Februar 2023 Kundgebungen, Demos und Gedenkveranstaltungen statt.
Hıer geht es zur Übersicht. [...]
Angebote

Frauen stärken Frauen – gegen Radikalisierung
Stark in die Zukunft. Präventionsprojekt für junge Mädchen und Frauen. Gegen religiös begründeten Extremismus.

Muslimische Spuren in deutscher Heimat
Geschichte mit Vielfalt. Projekt zur Förderung des Interesses der vielfältigen Heimatsgeschichte durch Begegnungen muslimischer Spuren in Deutschland.

Gemeinsam stark
Hand in Hand. Begegnungen zwischen Ukrainer:innen, Geflüchteten und Migrant:innen aus anderen Ländern schaffen und Partizipation fördern.